Dem-We-Can

Ein Zeitreise-Bericht der Klasse 9.4 des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums vom 23. September 2022


Wir schreiben das Jahr 2045

Die Zeitreisende Ute ist 23 Jahre in die Zukunft gereist und trifft auf Kriemhild, die sie in alles einweiht. In den 23 Jahren gab es enorme technologische Fortschritte, von denen die Menschen nun profitieren.

Es gibt fliegende Autos, die die Passagiere während der Fahrt mit Nachrichten und Shows unterhalten. Roboter wie der Banny-Bot (ein Best-Buddy und eine Nanny in einem) stehen den Menschen rund um die Uhr zur Verfügung. Auch gibt es VR-Kontaktlinsen mit vielen Funktionen: Beispielsweise kann man über sie Nachrichten empfangen, virtuelle Spiele spielen und dank Bio-Datenmessungen über seinen Gesundheitsstatus informiert werden.

Trotz eines ausgeklügelten Steuersystems können sich nicht jeder Mensch alle technischen Geräte leisten. Aus diesem Grund gründete sich die TFA, die Technik-für-alle-Partei, die dies reformieren möchte, um auch den sozial Benachteiligten Zugang zur besten und neuesten Technik zu ermöglichen.

Die Zeitreisende Ute erfährt, dass jeder Bürger Teil des Bürgerrats werden kann. Denn die Bürgerratswahl erfolgt nicht per Stimmenabgabe, sondern per Losverfahren. So wird verhindert, dass sich immer dieselben Mehrheiten in der Bevölkerung mit ihren Interessen und ihren Netzwerken durchsetzen und auch Minderheitenpositionen Gehör finden. Die Mitglieder des Bürgerrats haben dieselben Rechte wie die gewählten Berufspolitiker.

Die Bürger sind aufgrund dieses Systems hochinteressiert an der demokratischen Mitgestaltung ihrer Gesellschaft und bringen sich ein in die Politik. Verschwörungsdenker wie Quintus-Querdenker ringen um Anhänger, aber können aufgrund des grundsätzlich guten Lebensstandards und des demokratischen Systems kaum Follower rekrutieren. Die Querdenker sehnen sich nach den „guten alten Zeiten“ während der Corona-Pandemie, als noch viele Anhänger Ihnen Gehör schenkten. Sie werden nicht geschätzt, aber geduldet.



Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Im Park

 Handelnde Personen:  

  • Kriemhild – Bürgerin im Jahr 2045  
  • Ute – Zeitreisende  
  • Banny-Bot – Roboter  

Kriemhild: Oh Gott, ist das ein Einbrecher? Wer bist du?

Ute: Ich bin aus der Vergangenheit. 

Kriemhild: Aus der Vergangenheit? Also nicht aus dem Jahr 2045?

Ute: Ne.

Kriemhild: Oh mein Gott, dann bist du ja voll alt. Dann muss ich dir so viel zeigen. Komm mit! Banny-Bot!

Banny-Bot: Guten Tag, Kriemhild. Ich habe mich nun selbst geupdatet und bin die neueste Version von Banny-Bot. Der Mix aus dem Best-Buddy Bot und dem Nanny-Bot. Ich kann alles für Sie sein. Ich kann Ihre Kinder sitten und auch Ihr bester Freund sein. Was kann ich heute für Sie tun?

Ute: Was ist das? 

Kriemhild: Mein neuester Roboter. Der kann alles. Können wir Minigolf spielen? 

Banny-Bot: Selbstverständlich. 

Kriemhild (wendet sich Ute zu): Hast du schon mal Minigolf gespielt? 

Ute (etwas entrüstet): Ja, klar.

Banny-Bot: Bitte nehmen Sie sich Ihre Brillen. 

Kriemhild: Okay, los geht`s. Übrigens als Fun-fact: In den 2000er Jahren wurde Minigolf noch mit Hand gespielt.

Ute (mit großen Augen): Ja, wie denn sonst? 

Kriemhild (erklärt das Spiel schmunzelnd): Wir müssen zwar den Schläger in die Hand nehmen, aber nur virtuell. Wenn du die Brille absetzt, ist er natürlich nicht mehr da. Aber solange du die Brille aufgesetzt hast, liegt der Schläger sicher in deiner Hand (zwinkert ihr zu). So, nun lass uns endlich anfangen.

15 Minuten später. Kriemhild und Ute sind in ihrem VR-Minigolf-Spiel vertieft und werden von einem Biepen unterbrochen.

Kriemhild: Ich habe eine Benachrichtigung bekommen. Ich muss jetzt zur Arbeit gehen.

Ute: Wie denn das? 

Kriemhild: Ich habe das in meinen Kontaktlinsen gesehen. Damit kann man alles machen. Damit kann ich Apps sehen, damit kann ich telefonieren, schreiben oder im Internet surfen.

Ute: Kann ich sowas auch haben?

Kriemhild: Das ist ein bisschen teuer für dich, aber ich setze mich dafür ein. Ich bin in der TFA, in der Technik-für-Alle-Partei. Wir setzen uns dafür ein, dass alle sowas benutzen können. Aber jetzt geht das leider noch nicht. Früher war das ja auch so mit den Smartphones – erst war es unerschwinglich und bald hatte jeder ein`s. Wir müssen los!

Ute: Ein Auto ohne Räder?

Ute und Kriemhild gehen zum selbstfliegenden Auto, mit dem Kriemhild zur Arbeit gelangt.

Kriemhild: Wozu Räder? Das ist doch ein selbstfliegendes Auto. Ach stimmt, das gab es damals ja noch nicht. Es steuert ganz allein, es erkennt die Luftstraßen viel besser als Menschen. Früher gab es noch schlimme Unfälle, aber mittlerweile ist die Technik sicher. Und während des Flugs können wir Nachrichten schauen. Auto, bitte zeige uns die neuesten Nachrichten!


2. Akt: Im selbstfliegenden Auto

 Handelnde Personen:  

  • Autostimme  
  • Nachrichtensprecher  
  • Kriemhild – Bürgerin im Jahr 2045  
  • Ute – Zeitreisende  
  • Banny-Bot – Roboter  

Auto: Herzlich willkommen, Kriemhild. Die Nachrichten für heute, den 23.09.2045.

Mitten im Innenraum des Autos erscheint ein Hologramm-Nachrichtensprecher, dessen Erscheinungsbild – Name, Geschlecht, Hautfarbe oder Sprache – beliebig in den Einstellungen ausgewählt werden kann.

Nachrichtensprecher: Heute ist ein besonderer Tag, denn wir werden den neuen Bürgerrat auflösen. Dieser Posten ist momentan so beliebt, dass wir ihn auslosen müssen. Unsere virtuelle Wahltrommel ist in wenigen Sekunden fertig getrommelt und wir werden dann das Ergebnis verkünden.

Alle warten auf die Trommel. Bing!

Nachrichtensprecher: Gewählt wurden Nummer X-43-B, herzlichen Glückwunsch! Und Nummer 28734, herzlichen Glückwunsch!  

Kriemhild (überrascht und froh): Das bin ich! Ich bin im Bürgerhaus. Ich kann mich jetzt endlich für meine Partei einsetzen und erreichen, dass endlich alle die neueste Technik bekommen und alle wählen können!

Banny-Bot: Die Aufgabe des Bürgerrats ist es, Berufspolitiker zu interviewen und den Ablauf der Wahlen über die Demokratie ordentlich zu gestalten. Bitte melden Sie sich bei uns schnellstmöglich über Ihre Kontaktlinse. Vielen Dank. 


3. Akt: Auf dem Weg zur Arbeit

 Handelnde Personen:

  • Kriemhild – Bürgerin im Jahr 2045  
  • Ute – Zeitreisende  
  • Quintus – Querdenker  

Kriemhild (schon ein bisschen schnaufend): Jetzt müssen wir nur noch ein bisschen laufen. Meine Health-Care-App hat gesagt, dass ich noch einen halben Kilometer zur Arbeit gehen muss. Aber wir sind gleich da.

Quintus (trägt ein Plakat mit der Aufschrift „Augen Auf!“): Augen auf! Jetzt, hier! Die Welt ist eine Scheibe. Wir müssen die Geschichtsbücher neu schreiben! Corona gab es nicht! Es hat alles mit Bill Gates zu tun. Das habe ich euch damals erzählt. Das werde ich euch jetzt erzählen. Und ich werde es euch auch noch später erzählen. Ihr müsst eure Augen öffnen! Folgt einfach Quintus-Querdenker auf euren genialen Kontaktlinsen. Die Menschen fressende Elite und Illuminati kontrollieren und manipulieren euch! Kommt zu mir. Ich werde euch alles erklären! 

Kriemhild: Tut mir leid, Quintus, ich glaube daran nicht. Daran glaubt kein Mensch.

Quintus: Aber warum nicht? Ihr müsst euch nur informieren. 

Kriemhild: Ich spende dir ein bisschen Geld, damit du dir ein Leben aufbauen kannst und etwas Sinnvolles machen kannst. Hier, 2 €.

Quintus (mit hängendem Kopf): Ich brauche doch nur ein paar Anhänger, wenigstens einen oder zwei!

Kriemhild (schüttelt ihren Kopf und sagt zu Ute): Tut mir leid. Er ist ein bisschen einsam, weil keiner daran glaubt. Aber ich kann ja nichts dafür.

Mit einem mitleidigen Blick auf Quintus ziehen die beiden weiter und unterhalten sich darüber, was Kriemhild in den nächsten Monaten in ihrer neuen Funktion verändern sollte.


Redaktion: eh