Die soziale Selbstregierung

Ein Zeitreise-Bericht der Klasse 11a der Evangelischen Schule Neukölln vom 14. bis 15. November 2022

Deutschland im Jahre 2045

Die ZfdV-Partei (Zufriedenheit für das Volk) ist nach der weltweiten Inflation infolge der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2035 an die Macht gekommen. Nach der Machtübernahme änderte sie viele Gesetze und verbesserte so nicht nur den Wohlstand, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Im Zentrum der Reformen der ZfdV steht das bedingungslose Grundeinkommen von 1.600 Euro pro Monat. Dieses Gesetz gilt ab dem Alter von 18 Jahren und ist gültig für alle Personen, die mindestens drei Jahre lang in Deutschland gelebt haben – unabhängig von der Staatsbürgerschaft. Das bedingungslose Grundeinkommen richtet sich an Bedürftige und verhindert Obdachlosigkeit.

Dank des Parteivorsitzenden Janko Gaepke kann nun jeder Bürger seinen Benziner oder Diesel gegen einen neuen Elektrowagen eintauschen oder bekommt eine hohe Prämie, wenn man komplett aufs Auto verzichtet. Dies ist nur eine der vielen Maßnahmen im Rahmen des umfassenden Programms für eine klimafreundliche Politik. Die Abkehr vom Auto wurde durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes ermöglicht, das alle Bürger kostenlos nutzen können.

Die ZfdV lässt nun deutlich mehr direktdemokratisch entscheiden. Die Bürger stimmen im Bundestag direkt oder via Hologramm-Apps über neue Gesetze ab, die vom Parlament zuvor erarbeitet und mehrheitlich verabschiedet wurden. Um möglichst häufig positive Abstimmungen zu ermöglichen, die die Parteien als eigenen Erfolg im Vorfeld der nächsten Wahlen bewerben können, gibt es einen engen Austausch zwischen Politik und Bevölkerung. Diese Bürgernähe kommt gut an und spiegelt sich auch in der Wahlbeteiligung und in Meinungsumfragen wider.

Zwar verdienen manche Menschen deutlich mehr als andere – wie etwa Bundeskanzler Janko Gaepke, aber das bedingungslose Grundeinkommen sichert, dass es echte Armut in Deutschland nicht mehr gibt. Und dadurch kursieren auch weniger Vorurteile – insbesondere gegen ethnische, religiöse und sexuelle Minderheiten – denn die Menschen suchen nicht nach Sündenböcken, weil es ihnen allgemein gut geht.



Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Im Bundestag

 Handelnde Personen:  

  • Janko Gaepke – Bundeskanzler  
  • Rudi Lange – Oppositionspolitiker  
  • Bürger  

Politiker Gaepke und Lange begrüßen sich und reichen sich die Hand. Der Abstimmungsbeauftragte und die Kamerafrau stehen neben den beiden. Etliche Bürger sind für die Abstimmung heute in den Bundestag gekommen.

Janko Gaepke: Guten Tag!

Rudi Lange: Hallo!

Janko Gaepke (schaut in die Kamera, die die Wahl im Bundestag für jeden Bürger via Hologramm-Phone überträgt und zugänglich macht): Wir befinden uns im Bundestag. Hier regiert zurzeit meine Partei, die ZfdV. Das sind die Bürger und ich der Bundeskanzler, der gutaussehende Janko Gaepke.

Abstimmungsbeauftragte: Es fängt an! Ihre Idee bitte, Herr Gaepke.

Janko Gaepke (ernst): Vor einigen Jahren haben wir es geschafft, die Klimaerwärmung zu entschleunigen. Doch noch heute fahren wir Benzin- und Dieselfahrzeuge. Wir mussten uns in vielerlei Hinsicht umstellen, doch die Autos sind gleichgeblieben. Das müssen wir ändern! Ich fordere, dass wir die Benzin- und Dieselfahrzeuge von den Straßen holen. Jeder Bürger, der einen Benziner oder ein Diesel-Auto abgibt, soll kostenneutral einen elektrischen Neuwagen bekommen.

Rudi Lange (nachdenklich): Ich weiß nicht, was ich von der Idee halten soll. Wie wollen Sie denn jedem, der einen Benziner abgibt, ein gleichwertiges Elektroauto geben? Nicht jedes Elektroauto ist einem Benziner gleich.

Janko Gaepke (erfreut über die Nachfrage): Darüber habe ich mir auch Gedanken gemacht und ich habe überlegt, wir zahlen eine Zwischensumme an die Bürger. Das bedeutet, dass wir den Preis berechnen lassen und dann die Differenz an jeden Bürger zahlen.

Rudi Lange (enttäuscht): Das hört sich leider gut an. Ich bin trotzdem dafür, dass alles beim Alten bleibt. Abstimmungsbeauftragte (in die Kamera schauend und sein Hologramm-Phone hochhaltend): Jetzt kommen wir zur Abstimmung! Einmal bitte die Hände hoch für Rudi Lange. (Einige Bürger heben ihre Hände.) Einmal bitte die Hände hoch für Janko Gaepke. (Die Mehrzahl der Bürger heben ihre Hände.)

Die Bürger, die nicht im Bundestag sind, stimmen durch ihre Hologramm-Phones ab. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Mehrheit befürwortet den Auto-Tausch.


2. Akt: Im Fitnessstudio

 Handelnde Personen:  

  • Janko Gaepke – Bundeskanzler  
  • Hantel Detlef – Fitnessstudiogänger  
  • Anette und Lena – befreundete   
    Fitnessstudiogängerinnen  
  • Mitarbeiterinnen  

Bundeskanzler Gaepke läuft ins Fitnessstudio. Die Leute machen Sport. Gaepke geht herum und unterhält sich mit den Fitnessstudiogängern.

Janko Gaepke (freudig überrascht): Anette und Lena! Wie geht’s euch denn? Wart ihr gestern auch bei der Wahl?

Anette: Na klar!

Gaepke: Wart ihr auf meiner Seite?

Lena und Anette: Ja natürlich!

Gaepke (selbstbewusst): War ja auch eindeutig, oder? Nun gut, ich lasse euch mal weitertrainieren.

Gaepke geht weiter und sieht Hantel Detlef, wie er gerade Gewichte hebt. Er fordert Hantel Detlef zum Armdrücken heraus.

Mitarbeiterin (aufgeregt): Das schaffen Sie doch nicht, Herr Bundeskanzler! Hantel Detlef ist hier jeden Tag und macht Sie bestimmt im Armdrücken fertig.

Hantel Detlef und Gaepke fangen mit dem Armdrücken-Wettbewerb an. Die Mitarbeiterinnen und Fitnessstudiogänger versammeln sich um die beiden.

Mitarbeiterin (aus dem Häuschen): Sagen Sie mal, wow! Das hätte ich nicht gedacht.

Am Ende gewinnt zwar Hantel Detlef, aber es war ein zäher Kampf.

Gaepke (stolz): Ich muss weiterhin so viel Kardio machen und Gewichte heben, damit ich fit bleibe und es mit Hantel Detlef aufnehmen kann – (mit einem Augenzwinkern) und dann auch eines Tages besiegen werde.

Die beiden schütteln sich anerkennend die Hände und verabschieden sich.


3. Akt: Im Restaurant

 Handelnde Personen:

  • Janko Gaepke – Bundeskanzler  
  • Rudi und Anette Lange  
  • Azul – Austauschschüler  
  • Kellner  

Gaepke und Familie Lange treffen sich im Restaurant.

Rudi Lange (feierlich): Guten Tag. Das ist meine Frau Jolanda und das ist meine Tochter Anette. Das ist unser Austauschschüler Azul.

Gaepke (nickt der Familie Lange zu): Schön, euch kennenzulernen. Euer Vater ist zwar nicht so gut in seinem Job, aber wir sind trotzdem gute Freunde, nicht? Na dann suchen wir uns mal was Schönes raus. Wisst ihr schon, was ihr wollt?

Rudi Lange (erfreut): Ich hätte gerne einmal Ihren teuersten Wein für uns alle. Danke!

Kellner: Bitte doch.

Jolanda Lange (den Finger hebend): Entschuldigen Sie bitte, ich hätte gerne Ihre vergoldeten Beeren aus Peru.

Familie Lange und Gaepke genießen ein gemeinsames Abendessen im Restaurant. Sie bestellen die teuersten Gerichte und lassen es sich gut gehen.

Gaepke (fröhlich): Es war toll. Ich zahle und verabschiede mich! Bis bald, Familie Lange.

Rudi Lange (froh, dass Gaepke zahlt): Dankeschön und bis bald!

Nachdem Gaepke gegangen ist, reden Rudi und Jolanda Lange darüber, wie sehr sich die Politik zum Guten gewandelt hat: Nicht alles ist gut, aber die Menschen haben zumindest das Gefühl, erhört zu werden.


Redaktion: eh, tm.