Poker-Face-Politik

Ein Zeitreise-Bericht der Klasse 11a der Evangelischen Schule Neukölln vom 14. bis 15. November 2022

Deutschland im Jahre 2045

Auch im Jahr 2045 hat die Politik kaum ernsthafte Anstrengungen unternommen, um den Klimawandel zu verhindern. Die Auswirkungen auf den Lebensalltag sind immer offensichtlicher und die Gesellschaft verliert immer weiter ihr Vertrauen in die Politik, die drängenden Probleme der Zeit in den Griff zu bekommen. Trotzdem – oder vielmehr gerade deswegen – halten die Menschen zusammen und unterstützen sich gegenseitig, da sie wenig von der Regierung erwarten können. Und das, ohne dabei einen Sündenbock unter bestimmten Bevölkerungsgruppen zu suchen. Wer soll schließlich auch am Klimawandel sonst schuld sein als die früheren Generationen?

Durch das raue Klima – häufige Stürme und extreme Temperaturschwankungen – beschädigte Gebäude werden nicht saniert, denn es fehlt schlicht das Geld dafür. Die Bevölkerung ist zunehmend frustriert, manche gehen demonstrieren, andere winken ab, wenn es um Politik geht. Die Wahlbeteiligung sinkt, doch auch den Protestparteien glauben nur wenige, das Unvermeidliche der Natur noch aufhalten zu können.

Unter den Parteien herrscht eine ähnliche Hoffnungslosigkeit. Nach außen geben sie sich als entschlossene Problemlöser, doch unter den Politikern dominiert die Einsicht, dass die Klimakatastrophe nicht mehr aufzuhalten ist und es vielmehr um eine Anpassung an die sich verschlechternden Lebensumstände geht. In einer Logik „Nach mir die Sintflut“ versucht jeder, möglichst viel für sich herauszuholen. Die Politik wird nicht nur für korrupt gehalten, sie ist es mittlerweile auch.

Die technischen Errungenschaften wie Überwachungsdrohnen nutzt die Regierung, um die Bevölkerung zu überwachen und den wachsenden Unmut zu unterdrücken. Sie setzt die Drohnen auch als Art Polizei ein, um z.B. Strafzettel für falschparkende Autos einfacher verteilen zu können. Künstliche Intelligenz wird in sozialen Medien eingesetzt, um mit gezielter Propaganda die Menschen im Sinne der Regierungspartei zu beeinflussen. Auf dem Papier ist es noch eine Demokratie, doch wenige Menschen haben das Gefühl, wirklich einen Einfluss auf die Politik ausüben zu können.



Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Zu Hause beim Onkel

 Handelnde Personen:  

  • Susi – zeitreisendes Kind  
  • Ullrich – Onkel von Susi  

Susi, eine unbehelligte Zeitreisende, versucht die Überwachungsdrohne, die über sie schwebt, einzufangen.

Ullrich (zieht Susi weg von der Drohne): Nein, mach das nicht!

Susi (verwirrt): Onkel, was machst du hier? Wo bin ich hier? Wieso fliegen hier diese Dinger herum? Sind wir hier in der Zukunft?

Ullrich (überrascht): Du weißt nicht, in welchem Jahr wir sind? Wir sind in dem Jahr 2045!

Susi (ungläubig): Wie bitte? Nicht im Jahr 2022?

Ullrich (mit einem prüfenden Blick): Es scheint, Du bist in der Zukunft, die meine Gegenwart ist!

Susi (guckt ihren gealterten Onkel mit großen Augen an): Dann erzähl mal, was in den letzten zwei Jahrzehnten so alles passiert ist!

Ullrich (sich räuspernd): Es hat sich ziemlich verändert in den letzten Jahren, denn die Politik hat nichts getan. Die Klimakatastrophe hat uns wie erwartet heimgesucht und die Politik hat nichts dagegen unternommen. Deshalb haben die Bürger gelernt, sich gegenseitig zu unterstützen, um das Leben erträglich zu machen. Zurzeit sind wir auf der Straße und demonstrieren für unser Wohl!

Susi: Damals waren wir auf der Straße und haben gekämpft und geklebt. (senkt ihren Kopf) Es hat also nicht gereicht.

Ullrich legt den Arm um Susis Schulter und versucht sie zu trösten. Susi schaut ihren Onkel wehmütig an und meint einen Hauch eines Schuldgefühls in den Augen dieses alten Mannes zu erkennen.


2. Akt: Auf der Straße

 Handelnde Personen:  

  • Susi – zeitreisendes Kind  
  • Ullrich – Onkel von Susi  
  • Demonstranten  
  • Kanzler 1  
  • Kanzler 2  

Auf der Straße kommt den beiden eine Menschenmenge entgegen.

Demonstranten (im Chor): Stürzt die Regierung! Stürzt die Regierung!

Eine Drohne fliegt vorbei und zeigt den Demonstranten eine Nachricht der zwei Kanzler. Susi wundert sich, dass es nun zwei Kanzler gibt.

Kanzler 1: Wir als Eure Regierung wollen uns nach Euren Interessen richten und jeden einzelnen unterstützen!

Kanzler 2: Um eine gute Tat für die Gemeinschaft zu leisten, müssen wir eine Steuererhöhung einführen, um mehr Maßnahmen für den Klimaschutz finanzieren zu können.

Demonstranten (wütend schreiend): Buh! Buh! Das ist doch alles eine Lüge!!!

Die Drohne fliegt weg.


3. Akt: Im Kanzleramt

 Handelnde Personen:

  • Ehemaliger Kanzler 1  
  • Ehemaliger Kanzler 2  
  • früherer Demonstrant  

Beide Regierungschefs sitzen sich auf ihren plüschigen Sesseln in ihrem Büro gegenüber voneinander und zählen Geld auf ihrem Marmortisch. Draußen in der Nähe des Büros läuft ein früherer Demonstrant auf genau der Straße, wo vor einigen Monaten die Demonstrationen stattfanden. Er redet zu sich selbst.

Demonstrant (enttäuscht und verärgert): Und wir dachten, dass wir etwas mit unseren Protesten ändern können! Im Endeffekt haben sie ja doch nichts für den Klimaschutz getan und nur das Geld eingesackt.

Kopfschüttelnd geht er an der Demonstration vorbei.


Redaktion: eh, tm.