Prothesen und Wohnungen für alle!

Ein Zeitreise-Bericht der 12. Klasse des OSZ Lotis vom 5. bis 6.12.2022

Europa im Jahre 2045

Der Krieg in der Ukraine und die daraus folgenden Herausforderungen für Europa haben zu einem Umdenken geführt. Die schwierigen Situationen in der Welt und vor der eigenen Haustür haben die EU dazu gebracht, noch enger zusammenzurücken.

2030 entschloss man sich dazu, ein Land zu werden: Die Europäische Union entwickelt sich aus einem Staatenverbund zu einem Unionsstaat!

Viel Geld und Ressourcen wurden in die Digitalisierung investiert. Heute ist die EU führend, was Technologie angeht. Die Bevölkerung ist stolz darauf und sieht sich als ein europäisches Volk.

Es gab jedoch anfangs immer noch eine gewisse Ungleichheit zwischen den Menschen, weshalb 2035 riesige Sozialprogramme gestartet wurden. Es gibt nun mehr bezahlbare Wohnungen, da der Staat diese stark subventioniert. Auch die Gesundheitsversorgung ist flächendeckend gut und vor allem für alle kostenlos.

Insgesamt sind die Menschen sehr zufrieden in dieser Zukunft!



1. Akt: Beim Zahnarzt

 Handelnde Personen:  

  • Sprechstundenhilfe  
  • Maik – alter Mann  
  • Zahnarzt  

Ein älterer Mann geht gebückt und auf einen Stock gestützt in eine Arztpraxis. Er hält sich mit einer Hand den Kiefer.

Sprechstundenhilfe: Guten Tag, möchten Sie einen Termin ausmachen?

Maik (klingt, als hätte er eine Kartoffel im Mund): Ja, hallo. Ich habe solche Schmerzen. Mein Zaaahn. Schon Monate quäle ich mich damit rum. Ich wollte aber nicht vorbeikommen, weil das doch so viel kostet mit den neuen Zähnen! Und dann dauert das so lange, einen Termin zu bekommen!

Sprechstundenhilfe (beruhigend): Nein, machen Sie sich keine Sorgen. Sie können gleich zum Arzt rein gehen. Er ist gerade frei.

Maik (überrascht): Wirklich!? Unglaublich! (misstrauisch) Aber wie teuer wird denn das?

Sprechstundenhilfe: Das ist kostenlos, weil Sie Bürger der EU sind. Der Doktor wird sie weiter informieren, wenn Sie wünschen.

Maik: Vielen, vielen Dank!

Maik geht ins Behandlungszimmer und setzt sich auf den Zahnarztstuhl. Der Arzt tritt ein und Maik begrüßt ihn.

Maik: Guten Tag!

Zahnarzt: Guten Tag, was kann ich für sie tun?

Maik (jammernd): Mein Zahn tut so weh. Also, eigentlich alle Zähne, ich bin ja nicht mehr der Jüngste. Ich habe so lange ausgehalten, weil ich dachte, das dauert so lange und wird so teuer. Aber Ihre Kollegin meinte, das kostet gar nichts?!

Zahnarzt (erklärt freundlich): Das ist richtig. Die Krankenversicherungen wurden alle verstaatlicht. Alles wurde vereinfacht und notwendige Behandlungen für alle kostenlos gemacht. Termine sollte es auch eher geben als früher, die Digitalisierung hat da einiges gebracht.

Maik: Wirklich? Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich früher gekommen. Können Sie mir denn die Kauleiste erneuern?

Zahnarzt: Ja, natürlich. (blickt in den Mund des Patienten und hält ein Gerät an den Zahn) Ich hole mal schnell die Krone.

Der Zahnarzt macht eine Schublade auf, holt eine Krone hervor und setzt sie ein.

Zahnarzt (zufrieden): Alles gut. Das war es schon. Wie fühlen Sie sich?

Maik (spricht jetzt deutlich): Super, danke. Da haben Sie mir echt geholfen. Jetzt kann ich auch endlich mal wieder einen Apfel essen. Es ist ja auch nicht alles schlecht in der Zukunft. Wenn man so leicht kostenlos medizinische Versorgung bekommt, dann werde ich auch noch ein bisschen länger arbeiten.

Auf seinen Stock gestützt, aber dennoch beschwingt, geht Maik aus der Praxis. Erst mal einen Apfel kaufen!


2. Akt: Im Hausflur

 Handelnde Personen:  

  • Herr Herbert – neuer Mieter  
  • Frau Neulich – Nachbarin  

Herr Herbert geht im Hausflur auf und ab. Er blickt verwirrt abwechselnd auf sein Handy und auf eine Wohnungstür. Er versucht mehrere Male erfolglos, die Tür zu öffnen.

Frau Neulich (läuft mit einer Einkaufstasche an Herrn Herbert vorbei und sieht, dass er Hilfe benötigt): Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?

Herr Herbert: Entschuldigen Sie, ich bin ein neuer Nachbar. Ich würde gerne diese Wohnung hier anmieten. (deutet auf die Wohnungstür) Aber irgendwie komme ich mit dem Mietsystem nicht klar. (zeigt auf sein Handy)

Frau Neulich (wirft einen Blick auf das Handy): Ach, das ist das veraltete Modell. Sie müssen diese App hier herunterladen. (zeigt etwas auf ihrem Handy) Dann können Sie den Mietvertrag online abschließen. Das geht ganz einfach.

Herr Herbert: Aaaach, so geht das. Tut mir leid. Ich blicke da nicht ganz durch, ist ja alles so neu. (durchsucht kurz sein Telefon) Mit dieser App?

Frau Neulich (hilfreich, aber auch etwas genervt): Ja, das wurde alles neu eingestellt. Sie müssen das Telefon nun nur noch an die Tür halten und dann können Sie in die neue Wohnung einchecken.

Herr Herbert: Okay, danke schön! Also das geht ja einfach mit den neuen Mietverträgen.

Frau Neulich: Na klar, kein Vergleich zu früher. Schönen Tag noch! (geht davon)

Herr Herbert (fröhlich): Dann schaue ich mir doch mal die neue Wohnung an!

Beschwingt geht Herr Herbert in seine neue Wohnung: Er muss nur das Telefon an die Tür halten und kann eintreten.


3. Akt: Beim Hausarzt

 Handelnde Personen:  

  • Dr. Bibber  
  • Patientin Frieda  
  • Arzthelfer Arndt  

Dr. Bibber sitzt in seiner Arztpraxis und spielt auf seinem Handy. Da kommt die Patientin Frieda herein. Der Doktor legt das Handy beiseite.

Dr. Bibber: Guten Tag! Eine neue Patientin in meinem Patientenzimmer, wie schön. Was kann ich für Sie tun?

Patientin Frieda: Also, ich brauche eine neue Prothese. Meine ist veraltet. (sie deutet auf ihr linkes Bein)

Dr. Bibber: Ach, so ist das. Na, dann setzen Sie sich erst einmal. (deutet auf eine Liege)

Frieda setzt sich auf die Liege und legt ihre Beine hoch.

Dr. Bibber: Schauen wir mal. (betastet beide Beine) Wow, das ist aber schon ein gutes Modell. Man merkt ja kaum den Unterschied zwischen den beiden Beinen. Aber ein Update schadet natürlich nicht. Das kriegen wir ganz schnell hin.

Dr. Bibber (ruft nach hinten gewandt): Kollege Arndt, kommen Sie mal rein. Wir brauchen eine neue Prothese für die Patientin.

Arzthelfer Arndt (kommt ins Zimmer): Ach ja. 3D-Drucker?

Dr. Bibber: Genau.

Arzthelfer Arndt (routiniert): Gut, ich schmeiß den mal kurz an. (wirft einen Blick auf einen Bildschirm) Die Daten habe ich ja schon. 5 Minuten maximal. (geht ins Hinterzimmer)

Dr. Bibber (zur Patientin): Das ist gleich erledigt. In der Zwischenzeit können wir ja mal einen Blick auf Ihre Vitalparameter werfen. Hier auf dem Bildschirm haben wir die aktuellen Zahlen. (murmelt vor sich hin) Das sieht doch gut aus. Regelmäßiger Sport, super! Und die Ernährung ist auch in Ordnung. (zur Patientin) Wie geht es Ihnen sonst so?

Patientin Frieda: Alles gut. (zum Bildschirm gewandt) Das sehen Sie alles mit einem Blick? Wie toll.

Dr. Bibber: Tja, wir sparen viel Zeit mit dem Live-Health-Tracking. Und die gröbste Diagnosetätigkeit übernimmt auch der Computer. Manchmal weiß ich gar nicht mehr, wozu es mich hier eigentlich noch braucht (lacht etwas gekünstelt).

Arzthelfer Arndt (kommt aus dem Hinterzimmer wieder und hält ein Bein in der Hand): Hier ist die Prothese.

Dr. Bibber (hantiert am Bein herum und tauscht die Prothese aus; währenddessen murmelt er wieder vor sich hin): Tja, der Drucker druckt fast besser als die Natur. Vielleicht drucken wir ja bald den ganzen Menschen aus? (lacht etwas verzweifelt) Aber da will ich gar nicht so genau drüber nachdenken.

Arzthelfer Arndt (überhört den Doktor und sagt begeistert): Ist doch super, die Technik heute. Manchmal überlege ich auch, mein Bein einfach durch ein künstliches, leistungsfähigeres zu ersetzen!

Dr. Bibber (übergeht Herrn Arndt und spricht die Patientin Frieda an): Ja, schon fertig! Machen wir mal ein Selfie zusammen. (hält ein Handy hoch und sagt) Gerade wieder eine Patientin mit einem neuen Bein versorgt, super! (grinst)

Die Patientin Frieda schaut etwas verwirrt, aber glücklich. Dann springt sie auf, testet ihr neues Bein aus und bedankt sich beim Doktor und seinem Arzthelfer und verlässt die Praxis.

Dr. Bibber (nachdenklich): Wo das wohl alles noch so hinführt…

Dann setzt er sich wieder auf seinen Stuhl und nimmt das Handy in die Hand.