Ein Zeitreise-Bericht der Klasse 8a des Rückert-Gymnasiums am 17.-18.10.2022
Deutschland im Jahre 2045:
Die Straßen bieten einen schrecklichen Anblick: Müll und Verschmutzung sind ein großes Problem und die Bürgersteige versinken in stinkendem Abfall. Keiner scheint sich darum zu kümmern, trotz anhaltender Verschmutzung und physischer und psychischer Gesundheitsgefährdung.
Generell kümmert sich hier niemand mehr um irgendjemanden – außer um sich selbst. Man sieht Menschen streiten, schreien und spucken auf offener Straße. Einige demonstrieren gegen die hygienischen Missstände durch den Müll, aber das generelle Vertrauen in die Politik ist sehr gering. Die Hoffnungen auf Veränderung infolge von Wahlen und die Möglichkeit einer positiven Veränderung sind klein.
In den Nachrichten kommen erneut Berichte über neu entstandene Krankheiten. Doch auch das Vertrauen in die Gesundheitsforschung ist nicht mehr bei allen vorhanden. Große Erwartungen herrschen hingegen bezüglich der neuen Künstlichen Intelligenzen vor, die die fehlende Solidarität und Hilfe untereinander ausgleichen sollen. Ob sie das schaffen können?
Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…
1. Akt: Die Kaugummizeitreise
Merolin, eine Frau mittleren Alters, betritt einen Raum und sieht Kaugummis auf dem Tisch. Sie nimmt sich einen und beginnt zu kauen. Sie schwankt und klammert sich am Tisch fest, ihr wird schwindlig. Sie fällt zu Boden und wacht kurze Zeit später auf.
Merolin (öffnet schläfrig die Augen und richtet sich auf): Wo bin ich?
Sie sieht neben sich zwei Menschen streiten, die sich schubsen und beschimpfen. Ebenfalls anwesend ist ein Roboter, der die beiden Streithähne beobachtet. Plötzlich wendet er sich Merolin zu und spricht sie an.
Roboter (sachlich): Wir sind im Jahr 2045. Das ist heute normal, dass sich die Menschen dauernd zoffen. Argumente zählen nicht. Für uns Roboter ist das auch nicht verständlich, für uns zählt nur die Logik und nicht, wer lauter schreit.
Cut. Und wir sehen einen vollen Marktplatz mit Bühne.
2. Akt: Auf dem Marktplatz
Auf der Bühne steht Herr Dr. Meier in Hemd und Krawatte. Vor der Bühne türmen sich Müllberge. Herr Dr. Meier versucht sich bei den Bürgern auf dem Marktplatz Gehör zu verschaffen, doch ohne Erfolg.
Herr Dr. Meier (redet laut ins Mikro): Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich…
Demonstrant 01 (ruft): Buhh, wir freuen uns nicht! Weg mit dem Müll!
Es ertönt zustimmendes Geheul und Gepfeife aus der Menge.
Herr Dr. Meier (zustimmend): Dann müssen Sie uns Grüne wählen, wir lösen das Problem für Sie. Auch wir sind gegen den Müll, der …
Demonstrantin 02 (brüllt dazwischen): Das ist eine Lüge! Wir haben Euch doch gewählt und es sieht weiterhin so aus. Was soll denn das? Das sind doch alles nur Lügen!
Herr Dr. Meier (beschwichtigend): Naja, Sie müssen verstehen: die Inflation, die Konflikte in der Welt. Es gibt mehr als nur eine Herausforderung für uns. Da fehlen uns manchmal die Mittel.
Demonstrant 01 (lacht laut auf): Das müssen Sie uns nicht sagen. Wir haben alle kaum Geld. Es ist die Politik, die Schuld daran trägt. Senkt die Steuern und macht eine ordentliche Wirtschafts- und Friedenspolitik! Nehmen Sie uns endlich ernst!
Herr Dr. Meier (lächelt gewinnend): Da haben Sie Recht! Wählen Sie uns und wir setzen Ihre Forderungen um! Dafür stehe ich mit meinem guten Namen, Herr Dr. Meier! Für Sie, das Volk!
Die Menge geht grummelnd auseinander. Niemand scheint besonders begeistert zu sein.
3. Akt: Auf der Straße
Im Hintergrund sehen wir eine ältere Dame, die sich auf einen Roboter stützt. Der Roboter, Kevin, redet ihr gut zu und führt sie behutsam und im Slalom durch den Müll, der auf dem Boden verteilt liegt.
Ältere Dame (schüttelt den Kopf): Überall nur Müll, Kevin. Überall nur Müll. Diese Jugend, die alles rumliegen lässt. Wenigstens habe ich Dich, Kevin. (sie drückt seinen Arm.) Du bist mir wirklich eine wahre Hilfe.
Kevin (tätschelt mechanisch ihre knochige Hand): Das freut mich. Darauf hat mich mein Programmierer spezialisiert. Wir Assistenz-Roboter stehen doch immer bereit.
Ältere Dame (lächelt in sich hinein): Ohne Kinder und mittlerweile ohne Freunde – die ja alle schon verstorben sind – wäre ich sonst wirklich sehr alleine. Ein Glück, dass Du auch so gut Bridge spielen kannst. Fast so gut wie die Inge damals. Nur, dass du mir viel besser zuhörst, wenn ich von früher erzähle (kichert).
Kevin (lächelt mechanisch): Das freut mich. Was hast du denn noch auf dem Herzen?
Ältere Dame (wird ernst): Ach, Kevin. Weißt du, ich mache mir auch etwas Vorwürfe manchmal. Hätten wir damals, als der Klimawandel und die Umweltverschmutzung noch nicht unumkehrbar waren, nicht doch mehr machen müssen? Ich meine, hätten wir das Thema ernster nehmen müssen? Hätte ich (sie tippt sich mit dem Zeigefinger auf die Brust) etwas unternehmen sollen? Hätten wir so noch das Schlimmste verhindern können? Manchmal fühle ich mich ganz schlecht deswegen…
Kevin: Erzähl doch gerne mal von damals. Wie war das denn?
Ältere Dame (seufzt laut): Aaaach. Also, das war so: Es war 2022 und man konnte noch mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen. Das war so…
Die beiden bahnen sich weiter ihren Weg durch die vollen Straßen und die Dame erzählt von damals – von 2022, als die Straßen noch nicht im Müll versunken waren. Und die Geschichte noch einen anderen Weg hätte einschlagen können…